Seit einigen Wochen lerne ich Javascript, konkreter die Javascript-Bibliotheken D3 & React. Das Ziel: Irgendwann selbst interaktive Grafiken auf hoffentlich hohem Niveau schreiben zu können – unabhängig von verschiedenen Tools (und damit auch von verschiedenen Einschränkungen). Zur Selbstmotivation will ich hier jede Woche eine neue Grafik (vielleicht mal mehr, mal weniger) veröffentlichen. Die Grafiken sollen entweder Einblicke in Themenbereiche geben, mit denen ich mich gerade beschäftige oder aktuelle Missstände aufzeigen. Gleichzeitig will ich auch auf Organisationen und Einzelpersonen aufmerksam machen, die diesen Missständen | Katastrophen entgegenwirken und sich so für mehr soziale Gerechtigkeit einsetzen.
Feministischer Kampftag!
Es ist der 8. März! Es ist feministischer Kampftag. Grund genug, um meine #weeklyGraph Pause zu unterbrechen und ein paar Fragen mit Hilfe von Grafiken zu beantworten.
1. Wie viele Frauen erfahren Gewalt? Eine aktueller Bericht der Fundamental Rights Agency der EU zeigt, dass Österreich in puncto Gewalt gegen Frauen traurigerweise ganz vorne mit dabei ist. In den vergangenen 12 Monaten haben 7 Prozent aller Frauen physische Gewalt erlebt (EU-Durchschnitt: 6 Prozent) und 43 Prozent erfuhren Belästigungen (EU-Durchschnitt: 29 Prozent).
2. Wie nehmen Frauen ihre Arbeitssituation während der Corona-Krise war? Laut einer Umfrage der SPÖ-Frauen 66 Prozent der befragten Frauen nicht (oder weniger), dass Teleworking und Homeoffice Frauen entlastet. 80 Prozent glauben außerdem nicht daran, dass sich die Arbeitssituation von Frauen verbessert.
3. Wem kommen die staatlichen Corona-Hilfen zu Gute? Das Momentum Institut hat die österreichischen Corona-Hilfen für Unternehmen, für Arbeitnehmer*innen & Familien sowie für öffentliche Stellen analysiert und dabei gezeigt, dass es einen ordentlichen Gender-Gap gibt. Männer entscheiden nicht nur über die Corona-Hilfen, sondern sind auch deutlich öfters die Empfänger der Unterstützungsgelder.
By the way: Take back the streets veranstaltet jedes Jahr am 8. März eine Demo zum internationalen feministischen Kampftag, die offen für alle Geschlechter ist. Heuer unter dem Motto „Gemeinsam in der Isolation“. Jeden Tag 8. März.
Flucht & Psyche
Aufgrund der aktuellen Lage in Griechenland, aber auch in Bosnien, will ich auf die psychische Belastung Geflüchteter durch depressive & Angstsymptome aufmerksam machen. Die Studie „Psychosoziale Gesundheit und gesellschaftliche Teilhabe in Österreich“ (2019) zeigt, dass Geflüchtete stärker von Angst- und depressiven Symptomen betroffen sind als die Gesamtbevölkerung in Österreich und dementsprechend auch mehr Betreuung diesbezüglich braucht. Stärker betroffen sind außerdem geflüchtete Frauen als Männer sowie die jüngere Altersgruppe.
Im Hinblick auf die menschenunwürdigen „Unterbringung“ von Geflüchteten in Griechenland und Bosnien kann davon ausgegangen werden, dass sich diese Diskrepanz noch verschärft. Unter dem Hashtag #WirHabenPlatz rufen daher verschiedene NGOs und Privatpersonen dazu auf den unerträglichen Zustand für Geflüchtete zu beenden.
Eine Spendenempfehlung in diesem Zusammenhang: Der Verein Hemayat bietet dolmetschergestützte medizinische, psychologische und psychotherapeutische Betreuung für Folter- und Kriegsüberlebende.
In dieser Grafik werden nur die Kategorien „keine Belastung“ und „mittelgradig/schwere Belastung“ dargestellt. Da die Kategorie „leichte Belastung“ nicht berücksichtigt wurde, ergeben die Werte keine 100%.
Zwischen dem 9. und 15.11.2020 sind insgesamt 2.431 Menschen gestorben. Natürlich nur ein kleiner Teil davon an Covid-19. Dennoch zeigen die Zahlen ganz deutlich den Einfluss der Pandemie. So sind seit 42 Jahren nicht mehr so viele Menschen pro Woche gestorben wie Mitte November. Und auch die starke Grippewelle 2016/17 kommt nicht an diese hohe Zahl der Sterbefälle ran (2.340 Sterbefälle, allerdings mitten im Winter und nicht im Herbst). Heuer geht es bereits seit Oktober steil bergauf, immer noch und – je nach (Einhaltung der) Maßnahmen – wird es auch den restlichen Winter kaum zu Beruhigungen kommen.
Auf der Webseite freiwilligenweb.at werden zahlreiche Initiativen aufgelistet, die sich auf verschiedenen Ebenen im Kontext der Pandemie engagieren. Dazu zählen Nachbar*innen-Hilfen, Kunst- und Kulturangebote, Gesprächsmöglichketen und vieles mehr – und zwar österreichweit! Absolute Empfehlung, um Hilfe (in welcher Form auch immer) anzunehmen oder selbst zu helfen.
Europa & die Menschenrechte
Die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte hat 2019 Menschen in Europa gefragt wie sie zu Menschenrechte stehen. Eine der vielen Ergebnisse: Für 66 Prozent ist der Schutz für Minderheitenrechte sehr wichtig. Gleichzeitig sind 48 Prozent der Meinung, dass es Menschenrechtsverletzungen im eigenen Land kein Problem sind. Bei in Österreich lebenden Menschen liegt dieser Wert weit über dem Durchschnitt (66 Prozent).
Die Liga der Menschenrechte publiziert jährlich am Tag der Menschenrechte (10. Dezember) einen Menschenrechtbefund, der sehr wohl Menschenrechtsverletzungen aufdeckt. Heuer wirft der Blick unter anderem einen Blick auf die Einschränkung von Grundrechten durch die Coronakrise und auf die restriktive Flüchtlingspolitik der österreichischen Bundesregierung.
Karte der Femizide
TRIGGERWARNUNG FEMIZID | GEWALT | Zwischen dem 25. November (Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen) und dem 10. Dezember (Internationalen Tag der Menschenrechte) werden jedes Jahr die 16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen begangenen. Initiativen weltweit nutzen diese Tage für verschiedene Aktionen, um einerseits die Aufmerksamkeit verstärkt auf diese weitverbreitete Form der Gewalt zu lenen und um andererseits das Recht eines gewaltfreien Lebens einzufordern.
Dass Gewalt gegen Frauen weltweit und so auch in Österreich Realität für viele Frauen ist, zeigen verschiedene Statistiken der Automonomen Österreichischen Frauenhäuser (AÖF). So hat der Verein mit Hilfe von Medienberichten heuer 20 Femizide und 22 Mordversuche bzw. Fälle von schwerer Gewalt gegen Frauen und Mädchen identifiziert. Ich habe diese Statistik visualisiert, damit wir nicht die Augen davor schließen können.
29-jährige Frau wurde mit einer Schussverletzung im Kopfbereich aufgefunden. Der mutmaßliche Täter ist der Halbbruder des Ex-Lebensgefährten, er wurde ebenfalls tot aufgefunden.
29-jährige Frau wurde mit Stichverletzungen an den Oberschenkeln, den Armen und im Halsbereich auf dem Gehsteig vor ihrem Haus gefunden. Täter stammt aus dem Bekanntenkreis.
Mann hat seine erwachsene Tochter geschlagen, gewürgt und an den Haaren über den Boden gezogen.
Verstärkte Ungleichheit
Nach dem ersten Lockdown hat sich gezeigt, dass vor allem Frauen in die Arbeitslosigkeit gedrängt wurden. Viele mussten außerdem Arbeitszeit reduzieren oder Urlaub nehmen, um stattdessen Betreuungsaufgaben zu übernehmen. Wir sind jetzt im zweiten Lockdown. Daher habe ich mir die finanzielle Situation von Frauen vor der Corona-Krise angeschaut, neuere Zahlen gibt es nicht.
Es scheint nahezu egal zu sein, welche Positionen Frauen innehaben, sie verdienen deutlich weniger als Männer. Klar ist aber auch, dass vor allem Frauen in unterbezahlten Positionen und Berufen tätig sind. Eine weitere Verdrängung von Frauen aus dem Arbeitsmarkt würde die Einkommensschere wohl zusätzlich verstärken.
Empfehlung für all jene, die die Arbeitswelt feministisch denken wollen: Das Frauennetzwerk Sorority versucht die Gleichstellung am Arbeitsmarkt voranzutreiben, hilft einerseits konkret durch Vernetzung und gegenseitige Unterstützung, andererseits durch ein breites Angebot von Workshops über Diskussionsveranstaltungen.
Niemals Vergessen
Es ist der 9. November. Ein Tag des Gedenkens. Niemals vergessen bedeutet auch die aktuellen Entwicklungen im Blick zu behalten und mit aller Kraft versuchen dagegen zu halten. So hat sich beispielsweise dokumentierter Antisemitismus innerhalb von fünf Jahren mehr als verdoppelt.
Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes und die Webseite stopptdierechten.at sind zwei zentrale Anlaufstellen, um rechtsextreme, antisemitische und neonazistische Entwicklungen nicht nur im Auge zu behalten, sondern auch einordnen und dementsprechend dagegen halten zu können.
Die Toten des Mittelmeers
Es geht grad komplett unter: Allein im Mittelmeer sind 2020 770 Menschen auf der Flucht gestorben. Grund genug, um wieder stärker Druck auf die EU und den Mitgliedsstaaten zu machen, damit dieser schon so lang andauernden und staatlich unterstützen humanitären Katastrophe ein Ende gesetzt wird. Den Blick wieder auf die Situation am Mittelmeer zu lenken, ist nicht zuletzt aufgrund der illegalen Pushbacks notwendig. Es wird zwar schon länger davon ausgegangen, dass Frontex an diesen beteiligt sein soll, aber erst vor Kurzem konnten auch Nachweise dazu geliefert werden. Statt Menschen zu retten, werden bei diesen illegalen Pushbacks Flüchtlingsboote zurück aufs offene Meer gedrängt. In Österreich wurde nur sehr wenig darüber berichtet. Der Standard hat in einem kurzen Artikel das Thema angerissen.
Während die EU und die Mitgliedsstaaten weiter untätig zuschauen, können wir Organisationen wie die Sea-Watch (akute Nothilfe am Meer) oder die Seebrücke (Schaffung von sicheren Häfen) unterstützen.
Österreichs restriktives Einbürgerungsgesetz
Es ist Nationalfeiertag. Daher geht es mit dem Thema Einbürgerungen los. Im EU-Vergleich schneidet Österreich sehr schlecht ab, wenn es um Einbürgerungen geht. Mit einer Einbürgerungsquote von 0,68 Prozent bewegt sich Österreich im EU-Vergleich im unteren Drittel. Grund dafür ist das Zusammenwirken von einem restriktiven Wahlrecht und einem ebenso restriktiven Staatsbürgerschaftsrecht. Schon im Zuge der Wien-Wahl 2020 habe ich mich intensiv mit dem Thema beschäftigt, zum Beispiel im MO-Artikel Wahlprobleme oder im Beitrag für derdiedasRespekt Wiens Zweidritteldemokratie.
Da auch in Österreich geborene Kinder die österreichische Staatsangehörigkeit nur dann bekommen, wenn zumindest ein Elternteil die österreichische Staatsangehörigkeit besitzt, heißt das auch für diese, dass sie den schwierigen und teuren Einbürgerungsprozess durchmachen müssen. 35 Prozent aller Einbürgerungen entfallen derzeit auf in Österreich geborene Menschen.
Die NGO SOS Mitmensch setzt sich schon sehr lange für die politische Mitbestimmung aller ein und veranstaltet zu jeder Wahl die Pass Egal Wahl.